Polen ist eine der ältesten Kulturnationen Europas – in dem im 10. Jahrhundert gegründeten mitteleuropäischen Land finden sich im Gegensatz zu seinen westlichen Nachbarn noch unzählige Traditionen aus Urzeiten und volkstümliche Kunst und Kultur auf höchstem Niveau – z.B. dargestellt durch das staatliche Ensemble Mazowsze, das Tänze, Lieder und Musik aller polnischen Regionen in weltweiten Tourneen aufführt.
Die Komponisten und Poeten, allen voran Fryderyk Chopin und Adam Mickiewicz, widmeten ihr Werk ihrer geliebten Heimat.
Die polnische klassische Kunstmusik, Literatur und bildende Kunst brauchen sich überhaupt nicht vor ‘dem Westen’ zu verstecken:
Fryderyk Chopin (1810-1849) ist wohl der größte Name, der weltweit zum Thema polnische Kultur fällt. Er betätigte sich sein ganzes Leben unnachgiebig in der Sache seiner kürzlich zerschlagenen Heimat: 1795 wurde Polen zwischen den imperialistischen Großmächten im Westen, Süden und Osten aufgeteilt, der Aufstand von 1830/31 blutig niedergeschlagen. Chopin setzte Polen im Pariser Exil ein musikalisches Denkmal nach dem anderen. Er bediente sich der unnachahmlichen polnischen Volksmusik seiner Kindheit: Mazurken, Polonaisen, Wiegen- und Weihnachtslieder – all das bildet die Grundlage seines Schaffens.
Doch Chopin ist heute nur der gängigste Name unter vielen exzellenten polnischen Künstlern und Künstlerinnen der Geschichte:
Die unausweichliche Teilung Polens wurde musikalisch durch Michał Kleofas Ogiński in seinem ‘Abschied an die Heimat’ in Tonsprache gegossen.
Unbedingt zu nennen sei hier Stanisław Moniuszko, der die polnische Nationaloper erschuf.
Seine Nachfolger hielten die Hoffnung auf ein unabhängiges Polen am Leben. Mieczyslaw Karłowicz komponierte um die Jahrhundertwende als Vertreter der Bewegung ‘Junges Polen’ eine Sinfonie, die er Wiedergeburt nannte.
Der Komponist und Pianist Ignacy Jan Paderewski setzte dank seiner diplomatischen Fähigkeiten Polens Unabhängigkeit auf die Tagesordnung der Weltpolitik: In Woodrow Wilsons 14-Punkte-Plan ist ein unabhängiges Polen Punkt 13.
Karol Szymanowski reformierte in der Zeit der 2. Republik die polnische Musikwelt und machte einen großen Schritt in eine zukunftsweisende Richtung.
In der Zwischenkriegszeit gelangte Polen zu einer kulturellen Blüte und spielte in der Spitze der modernen Nationen mit.
Schon 1925 zu Zeiten der erst jüngst wieder unabhängig gewordenen 2. polnischen Republik gewann Polen auf der Weltausstellung in Paris für seinen Pavillon mit all seinem Kunstreichtum die Goldmedaillie.
Diese Ausstellung definierte eine gesamte Stilepoche: Die ‘Exposition de l’Arts Decoratifs’ gab dem Art Déco Stil seinen Namen.
In der Galerie unten finden sie den Pavillon sowie Poster der Künstlers Stefan Norblin von damals.
Leider fand diese faszinierende Entwicklung ein jähes Ende am 1. September 1939.
Von der absichtlichen Kulturzerstörung durch Nazi-Deutschland hat sich Polen nie erholt.
Kurz nach der Niederschlagung der polnischen Armee begann die Vernichtungspolitik: Genau vor 80 Jahren im Jahre 1940 wurde per Gesetz die Ausübung polnischer Kultur verboten und symbolisch das Chopin-Denkmal (1927) gesprengt – viele weitere Kulturdenkmäler folgten, bis zur vollständigen Zerstörung Warschaus 1944/45.
Heute steht die polnische Kulturlandschaft nach mühevollen Jahrzehnten im Kommunismus in einer neuen Blüte und profitiert von den spannendsten und weltweit gewürdigten Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts wie Szymanowski, Bacewicz, Lutosławski oder Penderecki, einer Jazzszene von Weltrang, der globalen Präsenz der überall verstreuten polnischen Künstlerinnen und Künstler und natürlich der wechselvollen Geschichte.
Städte wie Krakau, Warschau, Breslau oder Danzig landen in den Toplisten von Reiseveranstaltern, Magazinen und Zeitungen.
Jetzt ist die beste Gelegenheit den östlichen Nachbarn Deutschlands kennenzulernen, warum nicht zunächst bei unserem Polnischen Abend?
Zapraszamy serdecznie – wir laden herzlich ein!