I. J. Paderewski – Pianist oder Politiker? (Polnisch)
IGNACY JAN PADEREWSKI (1860-1941) war die schillerndste Persönlichkeit in der Geschichte Polens.
Im Jahre 2020 feiern wir seinen 160. Geburtstag und 2021 gedenken wir seines 80. Todestages.
Aus diesem Anlass haben wir eine abwechslungsreiche Veranstaltung produziert, mit dem Generalkonsul der Republik Polen in Hamburg, dem Direktor des Polnschen Instituts Düsseldorf und dem Direktor des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt. Das umfangreiche Musikprogramm mit Werken von Paderewski, Chopin und Oginski steuern Sebastian Berakdar und Roman Ohem bei, die Hauptprotagonisten unserer beliebten Konzertreihen ‘Der Polnische Abend’ oder ‘VIVA POLONIA’.
Paderewski war der berühmteste Pianist seiner Zeit. Er wurde mit einem Stern im Walk of Fame bedacht, tourte allein durch die USA 20 Mal, spielte sich selbst in Filmen und schaffte das Unmögliche: Er wurde so einflussreich, dass er den Weg zur Wiedererstehung des polnischen Staates 1918 ermöglichte – nach 123 Jahren!
Doch nicht nur das, er setzte sich als Mäzen aktiv und nachhaltig für die polnische Kultur ein, förderte junge Künstler verschiedener Herkunft durch Stipendien und engagierte sich schon 1933 für geflüchtete Intellektuelle vor der NS-Rassenpolitik vor allem durch finanzielle Unterstützung.
Denn Paderewski erarbeitete sich in seiner Weltkarriere ein unfassbares Vermögen. Sein Menuett in G-Dur wurde ein millionenfacher Verkaufshit. Seine Konzerte als Solist stets ausverkauft, so auch sein Eröffnungskonzert der Carnegie Hall und die gleichzeitige Premiere seiner Oper Manru in der Metropolitan Oper in New York.
Somit avancierte Paderewski zu einem der ersten Superstars der Musikgeschichte und ist heute leider beinahe vergessen.
Das Unheil nahm mit der Wahl der NSDAP zur Macht seinen Lauf. Die persönlichen Einladungen zu Auftritten der Nazi-Führungsspitze lehnte Paderewski konsequent ab, 1940 wurden sämtliche Publikationen und Werke auf die Schwarze Liste der Nazis gesetzt, unterlagen also einem Aufführungs- und Verbreitungsverbot im gesamten Einflussbereich von NS-Deutschland (also zu dieser Zeit fast ganz Europa) und wurden vernichtet.
Noch kurz vor seinem Tod wurde in den USA 1940 zu seinem 80. Geburtstag eine Paderewski-Woche mit 6000 Konzerten veranstaltet.
Doch Paderewski war gesundheitlich angegriffen und schaffte es nicht mehr seiner brutal überfallenen Heimat zu helfen, wie er es 1918 getan hatte. 1941 verstarb er in New York.
Von der Kulturvernichtung in Europa konnte sich das Werk Paderewskis wegen des repressiven und der 2. Polnischen Republik kritischen, ja abwertenden Haltung der kommunistischen Machthaber nicht erholen.
In Deutschland ist Paderewski sogar bei Experten der klassischen Musik faktisch vergessen und findet im Konzertleben nicht statt.
Dies versuchen wir mit diesem Projekt zu ändern und arbeiten an der Aufarbeitung seit unserem ersten polnischen Abend.